Mal was ganz anderes...

Hallo zusammen!

Die letzten Tage war ich schlecht bis garnicht zu erreichen.

Warum?

Ich machte mit unserem Junior eine Vater/Sohn Tour in die Alpen, um mal wieder etwas Querbeschleunigung zu spüren.

Umweltfreundlich wie wir sind, fand das Ganze mit zwei Autos statt. Jan (21) in seinem Subaru BRZ Tracktool und ich in unserer Zwiebackfräse, dem Honda S2000.

Das war anstrengend, aber ich freute mich schon seit ein paar Wochen total darauf. Ist halt mal wieder etwas ganz anderes als im Pickup über den Dingen zu thronen. Die Drehorgel ist einfach nur grandioser Sportwagen- und Motorenbau.

Für die Interessierten und die, die nix mit den Fahrzeugtypen anfangen können:

Jans Subaru BRZ, Bj. 2015, mit einem 2-Liter 4-Zylinder Saugboxer und ca. 210 PS:






Meine "kleine Silberauto" Honda S2000, Bj. 2003:






2-Liter Reihenvierzylinder, Sauger mit 240 PS bei 8600 U/min. Der Begrenzer beginnt bei 9700...

Das entspricht 120PS/Liter (ohne Turbo oder Kompressor!) und wurde erst vor Kurzem von irgendeinem Porsche oder Ferrari geschlagen.


Dazu noch ein schönes Zitat aus unserem S2000 Forum:

"Also Jungs, Ihr müßt mir mal ne Frage beantworten: Wie kommt das, dass die BMW Motoren viel mehr Hubraum aus ner 230/240-PS-Maschine holen?! Die kriegen da glatt 3 Liter raus und Honda schafft aus 240PS nur 2.0 Liter?!"



Gute fünf Tage Kurvenhetzerei und Moppedärgern liegen hinter uns.

Unter der Woche war auf den vielen Pässen der Hochalpenroute nahezu kein Verkehr. Und wenn, waren wir schneller Und ohne Quatsch: Bis auf ein paar ganz wenige (hirnlose?) Hardcoremoppetisten und einheimische Streckenkenner haben wir auch den Großteil der Motorräder überholt und hinter uns gelassen. Auf den engkurvigen Bergstraßen kommen unsere leichten Kisten einfach besser um die Ecke. Die Moppeds mußten dann schon anfangen, die Kurven zu schneiden und das geht auf die Dauer nicht gut.

Hilfreich waren auch unsere LPD-Funken, mit denen der Vordermann dem Hintermann freie Fahrt (oder auch nicht) durchgeben konnte. Dadurch war es möglich, an Stellen zu überholen, die dem Überholten als absolutes Harakiri erscheinen mußten. Zum Beispiel Rechtskurven um enge Felsecken herum...

Ein kurzer Abriss der gefahrenen Pässe:

Tag eins:

Fahrt von Alzenau bis an den Genfer See

Tag zwei:

Abfahrt von Evian les Bains am Genfer See

Col les Gets
Höhenrücken »Faucigny«
Col de la Colombière (1613m)
Col des Aravis (1487m)
Col des Saisies (1650m)
Col de Méraillet (1605m)
Cormet de Roselend (1968m)

Danach eine Abkürzung über die Autobahn, weil uns die Zeit für mehr gefehlt hat.
Übernachtung in Beaune auf knapp 1800 Metern.

Tag drei:

Col du Télégraphe (1570m)
Col du Galibier (2645m)
Col du Lautaret (2058m)

Von dort sollte es eigentlich über Briancon über den Col d'Izoard gehen. Auf halber Strecke auf dem Pass plötzlich eine Sperrung wegen der Tour de France auf der anderen Seite des Passes. Na super. Ein Schild in Briancon wäre nicht schlecht gewesen. Also wieder zurück und über Briancon nach Guillestre. Ab da stimmte die Richtung wieder, leider ging uns dadurch eine gute Stunde verloren.

Immer noch Tag drei:

Col de Vars (2107m)
Col de la Madeleine - Grenze nach Italien (1996m)

Das Ziel an diesem Tag war Saluzzo, etwas unterhalb von Turin.

Tag vier:

Heute war nur Kilometerfressen angesagt. Also ab auf die Autostrada und über Turin, Mailand, Monza und Lecco unser Ziel bei Tirano, etwas unterhalb vom Stilfser Joch angesteuert.

Tag fünf:

Stilfser Joch (2757m)
Ofenpass (2149m)
Über Silvaplana (1805m) die Julierstraße mit Julierpass (2.284 m) nach Chur und dort dann auf die Autobahn in Richtung Bodensee mit der letzten Übernachtung bei Friedrichshafen.

Die ganze Zeit hatten wir nur Bombenwetter.

Am letzten Tag, pünktlich zur letzten Etappe, fing es dann zu regnen an. Wir haben uns dann aber auf der A7 in Höhe von Bad Mergentheim doch entschieden, den Rest über Landstraße zu fahren. Das ist in diesen Autos einfach angenehmer als Autobahn.
Montag nachmittag waren wir dann wieder zuhause in Alzenau.

Ganz besonders krass war es, wieder im Max zu sitzen. Heute morgen beim Starten den Schlüssel auf Zündung gestellt und dann links den Startknopf vom S2000 nicht gefunden. Der linke Fuß hat ständig die Kupplung und die rechte Hand den Schaltknüppel gesucht. Vom allgemeinen Fahrverhalten will ich mal garnicht reden.

Für Pickups sind diese Strecken nur bedingt geeignet, alleine schon wegen der engen Kehren. Für die gibt es aber in den Alpen andere Strecken, über die ich mit dem S2000 nicht einmal nachzudenken brauche.

Ich habe online auch noch ein paar Bilder gefunden, die von einigen Fotografen geschossen werden, die an verschiedenen Stellen der Strecken sitzen und knipsen. Die Bilder gibts dann gegen Geld aus dem Internet. Sobald die Downloads da sind, stelle ich sie hier rein. Unterwegs hatten wir keine Zeit für eigene Bilder. Wir mußten/wollten ja fahren!


Viele Grüße, Jörg


PS.: Bitte keine emotionalen Diskussionen in Sachen PKW vs. Mopped. Wir (Jan und ich) wissen was wir und unsere Autos können und erzählen hier kein Stammtischgeschwätz. Das mit dem Moppeds ärgern funktioniert ohne Probleme, wenn beide Parteien aufeinander aufpassen. Das merkt man nach ein zwei Kurven ganz schnell, wie der andere drauf ist. Bei mir macht es zudem die Erfahrung und bei Jan das Fahrkönnen und die Reaktionsgeschwindigkeit als Rennfahrer aus.

Nach so einer Bergaufhatz gab es oben von den überholten Motorrädern eigentlich IMMER einen Daumen oder ein rausgestelltes Bein. Bergab waren wir sowieso schneller.

Moin Jörg,

ganz nach meinem Geschmack

wieso hab ich bloß 2 Weibsen hinbekommen
die eine mit Gitarre und die andere mit Barbiepferden

Gruß Egge

Servus Jörg!

Sehr interessant! Brauchst Du nicht extra betonen, daß ihr mit 2 Autos gefahren seid... Ich denke, hier sind keine militanten Spritsparer dabei... So hatte jeder seinen Spaß mit seinem Auto! Ist doch völlig OK! (Wir waren letztes Jahr mit 6 Pickups in Rumänien, aber nur 7 Leute )

Wir hatten uns früher auch mal kurz für einen Honda S2000 interessiert, also eher meine Frau. Tolles Auto, tolle OPtik, Wahnsinns-Leistung! Aber gottseidank wurde es dann damals doch ein Jeep Wrangler.

Glaube ich gern, daß man damit schon Motorräder jagen kann! Und das Wetter war auch noch gut, seid ein paar schöne Pässe gefahren, einige kenne ich auch, andere gar nicht. Das Stilfser-Joch steht schon seit jeher auf meiner To-Do-Liste in Italien, sind da ja schon so gut wie alle PÄsse in der Gegend gefahren, nur eben nicht das Stilfser-Joch! Es war immer gesperrt oder zu weit weg und zu ungünstig für eine Tagestour, naja, irgendwann wirds schon noch klappe!

Ich denke, ich würde wohl in der ersten Kurve schon einen gigantischen Abflug hinlegen, bin ja seit weit über 25 Jahren so gut wie ausschließlich mit 4x4 auf Pässen unterwegs, da wäre das wohl ein Mordinstrument! (oder ich würde so langsam fahren, daß ich den ganzen Verkehr aufhalten würde... )

Tolle Tour auf jeden Fall!

Gruß, Jürgen

Schöne Zeit habt ihr da gehabt und jede Menge Spaß.
Und dass man mit völlig fremden Leuten auch Spaß haben kann, hab ich auch dann und wann mal gemerkt. Natürlich nicht vergleichbar mit eurem Abenteuer.

Sehr schön.

Mein Auto hat nur 33 PS pro Liter Hubraum - fiel mir so ein weil du die Daten so explizit erwähnt hast. Der ist dann gut für mind. 500.000 Kilometer


PS: macht bestimmt auch mal Spaß, mit so kleinen Fräsen in den Bergen



Gruß Stefan

Hallo zusammen! Schön, dass Euch der Bericht gefällt.

Ich versuche gerade, meine Google-Maps Zeitachse so zusammenzufügen, dass eine Übersicht daraus wird. Ich reiche das nach, sobald es geklappt hat.

Als allgemeine Empfehlung rate ich, solche Touren (auch mit dem Pickup) unter der Woche zu machen und die Wochenenden für An- und Abreise zu verwenden. Während der Woche sind die Pässe nahezu leer. Das Stilfser Joch am Sonntag war nicht schön zu fahren. Viel zu viele Nichtskönner in Lambos und Ferraris unterwegs. Das sah man schon alleine an den blitzblanken Vorderrädern und an dem Herumgeeiere in den Spitzkehren. Dazu kamen noch gefühlte zehntausend Radfahrer und Papi mit dem Familiendieselkombi, der nicht einsehen wollte, daß mehr Drehmoment nicht schneller macht.

Ich schreibe jetzt mal eine Liebeserklärung an den S2000:

Mit dem S2000 fährt man sich nicht zwangsläufig tot! Dieses Auto nötigt Dir aber zu jeder Zeit den gebührenden Respekt ab, weil Du immer weißt, wie schnell Du bist. Er fühlt sich einfach immer schnell an. Bei den modernen Boxters, SLK, TTs, Z4, etc. dieser Welt denkst Du bei 140, Du fährst 100. Beim S2000 ist es genau umgedreht. Er ist laut, hart, über 6000 U/min brachial und einfach spektakulär im subjektiven Empfinden.

Dazu kommt bei meinem Baujahr das Abhandensein jeglicher moderner Fahrhilfen außer ABS. Wenn Du es übertreibst, bekommst Du ein Problem. Das zieht eine sehr steile Lernkurve nach sich und das ist gut so.

Ein Bekannter aus dem S2000 Forum hat das Fahren mit dem Honda mal als "Fahren auf den Zehenspitzen" beschrieben. Das trifft es ziemlich genau. Du bist jederzeit informiert, was unter Deinem Hintern passiert.

Ein Z4 mit Dreiliter Sechser, oder ähnliches ist sicher das potentere und bequemere Auto aber ich bezeichne so etwas eher als die Axt der Landstraße. Der S ist das Skalpell

Jaja. Ich sehe das absolut durch die Hondabrille aber es gibt nur noch ganz wenige Autos, die mit dermaßen geringem Aufwand derart fahraktiv sind. Spontan fallen mir da Lotus Elise und Super Seven ein. Und das sind alles schon ältere Konstruktionen. Wobei das mit dem geringen Aufwand nicht ganz stimmt. Der S wurde von vornherein als Roadster geplant und ist dementsprechend bocksteif, mit einem super Fahrwerk und klasse Bremsen. Und der Motor sucht sowieso seinesgleichen. Wer kommt auf die kranke Idee, einen Reihenvierer mit zwei Litern Hubraum und 240 PS bei 8.600 U/min zu bauen und das auch noch haltbar? Titanpleuel, Schmiedekolben und noch weitere Gimmicks sind Serie!

Kurz noch was zur Haltbarkeit: Meiner ist da außen vor, da er erst knapp 40.000 km auf der Uhr hat. Im Forum haben wir aber einige, die schon über 250.000 km auf der ersten Maschine haben und täglich bewegt werden. Es gibt auch welche mit noch weit mehr. Die Hondamotoren aus dieser Generation sind nahezu unkaputtbar, wenn man sie ordentlich warm- und kaltfährt, ihn nach solch einem Gehetze noch ein paar Minuten im Stand nachlaufen lässt und immer auf den Ölstand achtet.

So, genug geschwärmt! Es ist einfach eine kleine, geile und total bescheuerte Zwiebackfräse, die Dir ab 6000 U/min (V-Tec setzt ein) ins Kreuz tritt und bei 9700 U/min himmelhochjauchzend sanft in den Begrenzer dreht. Bis 6000 Umdrehungen ist es einfach ein sehr gut motorisierter, schöner Roadster. Ich werde oft von MX5-Fahrern gegrüßt und am der Tanke wurde ich letztes Jahr tatsächlich mal gefragt, ob das das neue Cabrio von Honda sei...

Ich mag ihn.


Viele Grüße, Jörg

Hier noch die Tour für Google Earth und ein paar Bilder:


















Hier der Link zur Tour:

Alpentour 2017

Am Besten mit Google Earth anzusehen. Mit Maps kommen irgendwie nicht alle Stationen rüber.

Bitte mag dies ein Moderator mal zusammenfügen?

Getan!


Itsch danke Ditsch, Richard!

Hab in YT mal gesehen wie eine Cobra hinter einem Mopped das Stilfser Joch hoch ist. Auf den Geraden war das mopped gut aber das Auto ist ständig dran geblieben. So ähnlich stelle ich mir den Honda auch vor, der ja auch ein ganz angenehmes Leistungsgewicht haben dürfte.

Morsche zusammen!

Mit einer Cobra macht das bestimmt auch Spaß. Da kommt dann der Dampf aus dem Keller und vom Fahrzeuggewicht her sind die Cobra und der S ähnlich. Dazu kommt der brüllende 427er. Der S2000 hört sich zwischen 6000 und 9700 Touren "etwas anders" an. Kann man nicht beschreiben; Muß man gehört/gefahren haben.

Ich würde mich aber zu der Behauptung versteigen, daß der Honda serienmäßig das bessere Fahrwerk und die besseren Bremsen hat und dadurch das weitaus stressfreiere Sportgerät bei einer Tour wie dieser sein sollte. Er ist ja auch das viel modernere Auto. Die Konstruktion der Cobra reicht bis weit in die sechziger Jahre zurück. Sie gehört aber definitiv zu meinen Traumautos.

Ganz nebenbei bemerkt: Ich bin letzte Woche beim TÜV ohne jegliche Mängel durchgekommen (Bj. 2003) und konnte mir mein Spielzeug mal wieder von unten ansehen. Alles schön aufgeräumt, sauber und brottrocken. Nirgendwo war auch nur das kleinste Tröpfchen zu sehen. Die Bremsen bissig und gleichmäßig. Keinerlei Spiel in der filigranen Aufhängung. Da ich den Wagen vorher schön warmgefahren hatte, war es auch kein Problem, daß sie ihn mal etwas mehr hochjagten als für die ASU notwendig war. Die TÜV-Jungs waren begeistert. Mal was anderes, als ständig Golf und Astra

Wollte ich mal loswerden.

Viele Grüße, Jörg