Beim Fahrzeug handelt es sich um einen X 250, wobei das 250 ja eigentlich etwas hochgestapelt ist, denn es ist in Wahrheit "nur" ein 2,3 Liter, der aus dem Nissan Navara entliehen ist. Mit seinen serienmäßig 190 PS steht der eigentlich ganz gut im Futter, zumindest mit der Serienbereifung. Die Hurter-Edition ist natürlich umgebaut, Andi hat den Mercedes auf 285/70 R 17er Reifen gestellt. Das bedeutet vom Abrollumfang natürlich ein dickes Plus zu den Serienrädern - und damit wäre der 2,3 Liter schnell an seiner Grenze! Damit die Reifen drunter passen, hat man ihm einen Spacer-Kit mit 4 cm spendiert und noch dazu einen Bodylift mit 4 cm. Das läßt den Pickup ganz schön wachsen, was man auch beim Einsteigen merkt. Damit man nicht ständig am Limit bewegt, hat man dem X eine leistungsspritze verpaßt, mit nunmehr ca. 230 PS erreicht man damit schon bessere Fahrleistungen!
Wir stehen vor dem Benz und stellen gleich fest, daß er schon ganz schön erwachsen da steht! Aus dem etwas biederen Serien-Pickup ist ein ansehnlicher Hingucker geworden! Nach einer kurzen Einweisung verabschieden wir uns und fahren los. Er läuft leise und vibrationsfrei, den Ganghebel auf "D" und wir rollen Richtung Hauptstraße. Wir wollen an den Bodensee, Lindau soll unsere erste Station werden. Das aufgesetzte Tablet wirkt irgendwie deplatziert, das hätte man bestimmt auch etwas optisch gefälliger ins Armatturenbrett integrieren können. Touchscreen gibt es nicht. Dafür aber einen Joystick in der Mittelkonsole. Um das auf Anhieb zu verstehen, heißt es entweder probieren oder die Bedienungsanleitung studieren! Ich konzentriere mich mehr aufs Fahren, meine Frau nimmt sich der Bedienung an und kommt damit einigermaßen schnell klar. Ich hätte dazu länger gebraucht, manchmal frage ich mich, ob sie nicht heimlich irgendwo die Bedienunganleitung gelesen hat!
Wir bekommen dann tatsächlich die Routenplanung hin. Lustig, daß man die Buchstaben des Zielorts (auch) malen kann, danach wird der Buchstabe im Navi angezeigt. Funktioniert ganz gut, ein nettes Gimmick. Wer allerdings in der Schule in Rechtschreibung eher bei den höheren Noten dabei war oder eine „Doktorschrift“ hat, wie man immer so schön sagt, könnte evtl. bei der Buchstabenerkennung Probleme bekommen.
Er fährt sich auf der Autobahn angenehm, leise und komfortabel. Jedenfalls ungefähr so wie der Ranger, vielleicht noch einen Tick leiser. Ich bin da nicht so verwöhnt, wer Mahindra und Defender hinter sich hat, empfindet alles andere als angenehm. Leistungstechnisch möchte ich mal sagen, beschleunigt der Ranger subjektiv besser, vielleicht merkt man hier doch den Liter weniger Hubraum. Vom Stand ab sprintet er munter los, bei höheren Geschwindigkeiten kommt die Leistung nur noch sehr zäh, aber es geht trotzdem nicht langsam vorwärts. Alles in allem eine Frage, die jeder mit sich selbst ausmachen muß! Klar wird der neue Sechszylinder im Benz seine Arbeit besser verrichten, aber zumindest mit der Leistungssteigerung ist man kein Verkehrshindernis!
Wir erreichen Lindau am Bodensee und machen erst mal am Parkplatz ein paar Bilder und schauen uns den Mercedes genauer an. Er steht stimmig da, fällt durch die Folierung überall auf. Von hinten finde ich ihn am gelungensten von allen momentanen Pickups. Muß man mögen, aber ich mag gerade die schmalen, länglichen Leuchten, die nicht ums Eck gezogen sind wie bei allen anderen! Erinnert ein wenig an die F-Serie von Ford aus den späten 60er Jahren, top!
Ein- und Ausparken ist kein Problem. Die Karosserie ist einigermaßen übersichtlich, außer nach hinten mit der schmalen Scheibe. Aber dafür hat man ja Sensoren, und die 360°-Kamera ist eine wirklich tolle Sache, man denkt, man wird von einer Drohne begleitet!
Eine Lightbar aus dem Hause Hurter mit 4 Scheinwerfern macht ordentlich Licht auf dem Überrollbügel. Weitere zwei Scheinwerfer sind vorne in den Kühlergrill integriert. Eine Winde dürfte einen aus brenzligen Situationen helfen, ohne fremde Hilfe wieder auf den rechten Pfad zu gelangen! Die Zeiten auffälliger Winden vorne auf den Stoßfängern sind längst vorbei, heute integriert man das dezent in die Front.Die Reifen in der Größe 285/70 R 17 lassen den Mercedes noch mal um einige Zentimeter wachsen und verleihen ihm eine bullige Optik. Sie sind aber allein optisch aufgrund der Höherlegung auch nötig, kleinere Reifen würden zu minimalistisch wirken.
Nach ca. 180 km haben wir doch einen guten Eindruck vom Auto bekommen. Ich finde ihn sehr angenehm zu fahren. Der Vortrieb reicht, die Automatik ist gut abgestimmt, schaltet auch nicht zu hektisch hin und her. Manchmal merkt man die Schaltvorgänge fast nicht, der Ranger ist da mitunter etwas ruppiger! Die Lenkung ist straff und etwas schwergängiger als z.B. im Ford Ranger. Er ist straff gefedert, aber nicht unangenehm. Die Optik finde ich in dieser Form klasse, so ganz serienmäßig gefällt er mir nicht so. Kleider machen Leute, und Reifen machen Autos, sage ich immer! Störend oder als zu umständlich empfanden wir das Navi - die Einstellung für die Lautstärke (es war viel zu leise) konnten wir überhaupt nicht finden, da hätten wir wohl die Bedienungsanleitung bemühen müssen!
Ledersitze hatte diese Version (Progressive) nicht, ich brauche das aber nicht unbedingt. Sitzheizung ist aber vorhanden. Die ganze Materialanmutung, sprich Haptik, ist in Ordnung, manches erwarteten wir aber einen Tick mehr "Mercedes-Like", wie sich das für so eine Premium-Marke gehört.
Auf jeden Fall war es eine schöne Testfahrt, man kommt prima mit der X-Klasse zurecht. Das Plus an Breite zum Nissan ist spürbar, mit den größeren Rädern + dem Mehr an Breite (5 cm) und den ausladenden Kotflügelverbreiterungen sieht dann eine serienmäßige X-Klasse eher blass aus. Ich möchte mich bei der Firma Hurter-Offroad, allen voran Andi und Isabell Hurter, für die Möglichkeit bedanken, die ganze Zeit während unseres Ranger-Umbaus die X-Klasse mal ausgiebig testen zu können! Mit diesem Zubehör wird aus dem Benz ein ganz besonderer Pickup, der wohl fast jedem Fan dieser Fahrzeuge das Herz etwas höher schlagen läßt!
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