Sonntag, 18 April 2021 11:17

Great Wall Pickup

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Kürzlich hat Michael in der FB-Gruppe von Pickuptrucks.de seinen Pickup aus China vorgestellt. Und erregte damit doch einige Aufmerksamkeit! Grund genug, diesen Pickup und seinen Besitzer mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Also habe ich den Michael mal angeschrieben, ob er uns ein bisschen was über seinen Pickup erzählen kann…. Konnte er und die Story ist für uns Europäer doch ganz interessant!

8Als ich den GWM Haval das erste Mal auf den Bildern sah, dachte ich gleich an eine Mischung irgendwo zwischen Ranger und Toyota Tundra von der Front her. Hinter GWM verbirgt sich nichts anderes als der bekannte Autohersteller Great Wall Motors. Schick zurechtgemacht, gefällige und moderne Optik, so dass man als Pickup-Fan unweigerlich mehr über diesen Laster wissen möchte! Da mein chinesisch ein wenig eingerostet ist und ich mich auch mit dem Lesen so meine Probleme habe, bin ich auf einer australischen Seite fündig geworden. Dort wird er auch verkauft.

 


11Michael lebt seit 20 Jahren in Asien, seit 2008 in Peking/China. Als Bäckermeister wurde damals ein Bäcker gesucht, der für das olympische Dorf Brot backt. Aus den geplanten 3 Monaten wurden dann viele Jahre, wo die Liebe hinfällt, wie das ja oft der Fall ist. Geheiratet und dort geblieben.

In China bekommt man ein Nummernschild für die Zulassung eines Fahrzeugs nur durch einen Lotteriegewinn. Das hört sich für uns Europäer ziemlich fremdartig an, ist aber wirklich so, dass bis letztes Jahr monatlich eine Verlosung stattfand, mittlerweile nur noch 4 mal im Jahr. Michaels Frau hat schon lange ein Nummernschild, er selbst versuchte viele Jahre sein Glück, ohne Erfolg. Vor 10 Jahren hat er eine deutsche Bäckerei eröffnet und letztes Jahr erfolgte der positive Bescheid, dass er als Geschäftsmann ein Lieferfahrzeug zulassen dürfe. Dabei stand zur Auswahl ein Jin Bei – Kleintransporter oder ein Pickup. Import-Fahrzeuge wie der Ford F150 oder der Toyota Tundra sind einfuhrbedingt sehr teuer.

6Also fiel die Wahl auf den Haval von GWM. Pickups fahren in China sehr viele rum, außer den chinesischen auch von amerikanischen, japanischen und koreanischen Herstellern. Natürlich auf dem Land mehr als in den engen Städten, in die man mit so einem Fahrzeug sowieso nicht fahren darf. Mercedes X-Klasse und VW Amarok gibt es in China nicht. Offroadfahren und Campen kommt auch in China immer mehr in Mode. Das Land ist riesig und es gibt genug Chinesen, die neben einer Luxus-Karosse noch einen Nissan Patrol oder Toyota Landcruiser in der Garage stehen haben.

 

12Michael hat den Haval seit Mai 2020 und bis jetzt 20000 problemlose Kilometer ohne Reparaturen abgespult. Bei einer Tour durch die innere Mongolei spulten Michael und ein Freund von ihm 4200 km in 6 Tagen ab, teilweise auf haarsträubenden Pisten. Wenn er frei hat, fährt er oft in die Berge in der Nähe der Stadt, entlang an alten Stücken des „Great Walls“. Ein Trip in die Mandschurei ist schon geplant und wird demnächst in Angriff genommen. So weit mal zur Geschichte Michaels.

 

3Laut Michael wird der Pickup in Thailand zusammen mit dem amerikanischen Hersteller GM gebaut. Erhältlich ist der Haval nur als Doppelkabiner. Die Ausmaße sind mit 5,41 m Länge, 1,93 m Breite und 1,88 m Höhe schon recht stattlich für einen Midsize-Pickup. 3 Ausstattungslinien sind erhältlich, das Topmodell ist sehr üppig ausgestattet und steht europäischen Lifestyle-Pickups in nichts nach. Sachen wie Keyless Entry, Berganfahr-Starthilfe, ACC, ASR, Heckkamera, Klimaautomatik, Tempomat, 9“ Touch-Screen-LCD mit Spracherkennung oder LED-Beleuchtung sind Standard, Lederausstattung ist natürlich auch erhältlich. Dazu gibt es 7 Jahre Herstellergarantie.

 

 

2Für den Haval spricht auch das 8-Gang-ZF-Automatikgetriebe und die Elektrik von Bosch. Der Verbrauch liegt bei guten 10,5 – 11 Litern Normalbenzin, also nicht zu viel für ein Fahrzeug dieser Größe. Die Bodenfreiheit liegt bei 23,2 Zentimetern, ein Hinterachs-Differenzial hilft da weiter, wo die Verschränkung nicht ausreicht. 18“ Räder sind Serie. Die Farbenvielfalt beschränkt sich auf weiß, silber, rot, blau und schwarz. Beim derzeitigen Umtauschkurs würde der

Pickup ungefähr 23500 Euro kosten.

Wahlweise kann man ihn mit einem manuellen 6-Gang-Getriebe oder einer 8-Stufen-Automatik mit permanentem Allrad bestellen. Michael fährt die Automatik-Version in der Ausstattung „Luxury“, allen Assistent Systemen incl. Einparken. Den „Off-Road“ gab es zum Zeitpunkt seiner Bestellung noch nicht.

7Wir sind es ja gewohnt, dass die Zubehör-Industrie für unsere Pickups viele Anbauteile bereithält. Fahrwerke, größere Räder, Hardtops, Racks, Frontbügel, Unterfahrschutze und eine Menge individueller Umbauten. Eigentlich denkt man ja, in China wird das keinen interessieren, was jemand aus seinem Pickup macht – leider hat mich Michael da eines Besseren belehrt. In China muss ein Fahrzeug jährlich zur Hauptuntersuchung, und er muss so vorgeführt werden, wie er ausgeliefert wurde! Nachträgliche Eintragungen oder Veränderungen müssen also vor der HU wieder rückgängig gemacht werden. Da Michael nicht der große Schrauber ist, ist der Pickup bis auf ein Abdeck-Rollo und einer extra Leiter für die Hunde serienmäßig. Wer hätte das gedacht, dass man dort so streng ist mit schönen Umbauten?  

8Eigentlich schade, dass die Marke bei uns nicht angeboten wird. Alle Daten klingen interessant und der Haval wäre bestimmt eine Bereicherung für den europäischen Pickup-Markt! Wir vom Pickuptrucks.de – Team wünschen dem Michael auf jeden Fall noch viele zufriedene Jahre und schöne Touren mit seinem Pickup und sagen Danke für die interessanten Einblicke aus dem fernen China! (Autor: Jürgen Krauß)

 

 

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