Hat man mal Blut geleckt und möchte vielleicht doch auch mal ein Treffen oder 4x4-Veranstaltung besuchen, oder man hat vor, Länder mit hohem Schotteranteil wie Rumänien, Albanien, den Balkan oder Bulgarien zu durchfahren, über Pässe in den Pyrenäen oder in den Westalpen Gipfel wie den Jafferau und den Sommeiller zu erklimmen, empfiehlt es sich schon, mal über den Kauf von AT-Reifen nachzudenken. Diese sind grober und vor allem robuster, manche haben eine dreilagige Karkasse, was sie unempfindlicher gegen Beschädigungen gegenüber Steinen, Wurzeln oder Ästen macht. Noch grobere MT-Reifen (Mud Terrain) haben natürlich noch mehr Grip, sie fahren auch dort noch weiter, wo AT-Bereifung bereits ihre Grenzen erreicht haben. Allerdings natürlich auch mit bekannten Nachteilen wie erhöhtem Verbrauch, lauterem Abrollgeräusch und mehr Verschleiß.
Für die allermeisten Einsätze reicht eine brauchbare AT-Bereifung (All Terrain). Diese sollen auf jedem Untergrund überzeugen, immer gelingt ihnen das natürlich nicht, zaubern haben die Reifenhersteller noch nicht gelernt. Für Leute mit freizeitorientierter Geländenutzung oder für Touren in andere Länder sind sie jedoch mehr als ausreichend – wenn man vor hat, seinen Pickup wieder heil nach Hause zu bringen. Nun schauen wir uns mal die verschiedenen Geländesituationen an, wie kann ich die am besten meistern?
Sand ist relativ leicht zu befahren. Handelt es sich um festgefahrenen Sand, ist meistens die AT-Bereifung ausreichend. Für festgefahrene Wege braucht man nicht zwangsweise Allradantrieb. Endet der Weg und weicht mehr losem Sand, sollte man rechtzeitig den Allrad einlegen, bei längeren Tiefsandpassagen würde ich auf jeden Fall auch das Untersetzungsgetriebe einlegen! Da unter den Rädern gleiche Bedingungen herrschen, ist ein Einlegen der Sperre nicht unbedingt erforderlich (falls überhaupt vorhanden). Wüstensand lassen wir mal außen vor, erstens ist Wüstensand feiner und anders zu befahren, zweitens kann ich da mangels Erfahrung nicht mitreden. Bei Passagen mit tieferem Sand lieber mal einen Gang höher wählen und mit etwas mehr Schwung durch! Da die Reduktionsgetriebe, wie ja der Name schon sagt, kürzer untersetzt sind, können solche Passagen schon mal im zweiten oder dritten Gang mit etwas höherer Drehzahl durchfahren werden.
Steiniges Gelände erfordert natürlich mehr Aufmerksamkeit als Sand! Wer in der glücklichen Lage ist, einen Beifahrer an Bord zu haben, der bittet den vielleicht, mal vorauszugehen und die Ideallinie zu suchen. Hier sind natürlich höhergelegte Fahrzeuge mit Rockslidern und Sperre auf jeden Fall im Vorteil! Je mehr Rampen- und Böschungswinkel vorhanden ist, umso besser. Höhere Reifen schaffen noch mehr Bodenfreiheit, wobei der tiefste Punkt am Fahrzeug immer das Differenzial der hinteren Starrachse bleibt. Man muß also größere Steine, denen man nicht ausweichen kann, auf jeden Fall so anfahren, daß das Differenzial nicht beschädigt wird. Ein Einweiser vor dem Fahrzeug ist bei größeren Steinen, die überfahren werden müssen, auf jeden Fall von Vorteil! Die Plastikstoßfänger, die heutzutage überall verbaut werden, halten natürlich einer Feindberührung im Regelfall nicht lange stand. Trotzdem kann man sich auch in solches Terrain wagen, muß ja nicht gleich der kalifornische Rubicon-Trail sein! Auf jeden Fall ist hier äußerst gefühlvolles Fahren gefragt, 1. Gang Untersetzung und ein feinfühliger Kupplungsfuß oder sachtes Gasgeben bei Automatikgetrieben ist hier Pflicht, um Schäden zu vermeiden!
Schlammiges Gelände kann entweder aus längeren, aufgeweichten oder tiefen, nicht abschätzbaren Passagen bestehen. Nun möchte man ja ungern vorher aussteigen und durchwaten, wie tief der Schlamm wirklich ist. Deshalb ist so etwas immer schwer abschätzbar, manchmal halt einfach Glück. Besteht die Möglichkeit, auf Touren so eine Passage zu umfahren oder wenigstens zu versuchen, mit 2 Reifen auf festem Untergrund zu bleiben, würde ich das vorziehen. Und auf jeden Fall Allrad, Untersetzung und Sperre vor der Einfahrt in die Passage aktivieren! Ob man nun langsam oder mit Schmackes durch den Schlamm pflügt, ist eine schwierige Frage: Fährt man zu langsam und ist der Schlamm dann doch zu tief, steckt man fest. Fährt man zu schnell, kennt aber den Untergrund nicht, der ja wellig sein könnte, kann das Auto versetzen und aus der Spur geraten oder im schlimmsten Fall Schaden nehmen. Auf jeden Fall das Lenkrad mit beiden Händen gut festhalten, Daumen nach außen! Wer mal erlebt hat, wie weh es tun kann, wenn es einem plötzlich die Lenkung verreißt, wird das beherzigen. Gilt übrigens auch für andere Geländesituationen. So lange es geht und man gut vorankommt, auf jeden Fall beherzt am Gas bleiben! Wird die Fuhre trotzdem langsamer und man merkt, daß man gleich zum Stillstand kommt, kann man versuchen, sich freizuschaukeln. Der schnelle Wechsel von Vor- auf Rückwärtsgang gelingt mit einem Schaltgetriebe manchmal einfacher als mit einem Automatikgetriebe.
Zäher Schlamm kann natürlich bei längeren Durchfahrpassagen schon die Bremsleistung beeinflussen, im schlimmsten Fall müssen Trommelbremsen geöffnet werden nach dem Geländeausflug. Oder Steine verklemmen sich in den Bremsen, alles schon erlebt. Deshalb vor der Weiterfahrt auf befestigten Wegen die Bremsleistung prüfen, vor allem, wenn man mit mehreren Fahrzeugen unterwegs ist! In schlammigem Gelände entscheidet natürlich viel das Profil der Reifen, wie weit man kommt – mit fein profiliertem Serienprofil kommt man nicht sonderlich weit, das Profil setzt sich zu und bei mangelnder Selbstreinigung ist schnell Ende Gelände! AT-Reifen sind besser, bei einem Einsatzprofil von 50:50 Straße / Gelände kommt man auf jeden Fall viel weiter! Hier spielen natürlich reine MT-Reifen ihre Stärken aus. Ihre groben Profilblöcke mit hohem Negativ-Profilanteil haben eine gute Selbstreinigung und baggern sich nochmals weiter als AT´s.
Das Thema Winter mit Eis und Schnee ist in manchen Gegenden mehr Thema als in anderen. Grundsätzlich sind reine Winterreifen zu empfehlen, schon allein wegen der besseren Bremswirkung und Haftung. Das trifft auf mäßig verschneite oder vereiste Straßen und Wege zu. Winterreifen haben eine weiche Gummimischung, sind fein profiliert und damit natürlich nicht so robust wie Geländereifen. Muß man öfter im tieferen Schnee fahren, kann man auch mit AT-Bereifung durch den Winter kommen. Ich selbst habe noch nie einen echten Winterreifen gefahren, wir hatten auf all unseren 4Wheelern AT-Reifen, die wir das ganze Jahr nutzen. Das geht gut in dem Wissen, daß man eben etwas vorausschauender fahren muß! Solange die AT-Reifen noch nicht zu alt sind, haben sie gute Wintereigenschaften. Ich habe gemerkt, daß 3 Winter so die Faustregel sind, dann sollte man sie erneuern, egal, wie viel Profil noch vorhanden ist. Der Gummi härtet im Laufe der Jahre aus und macht sie dann zumindest für den Wintereinsatz unbrauchbar. Für weiteren Sommerbetrieb spricht dagegen nichts, sie noch eine oder zwei Saison weiterzufahren.
Verläßt man die Straße und fährt in tieferen Schnee, haben wir auf Schneetouren schon mehrmals gemerkt, daß AT-Reifen sich besser durch Tiefschnee baggern als Winterreifen, die einfach zu fein profiliert sind. Durch Tiefschnee fahren macht auf jeden Fall Laune, allerdings sollte man schon die Strecke kennen, um mal beherzt Gas zu geben – weiß man nicht, wie es weitergeht, würde ich doch eher langsam fahren, da Verwerfungen, Gräben und andere Hindernisse nicht zu erkennen sind.