Montag, 07 Mai 2018 12:34

Die Jeep Pickup Story

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So könnte der neue Jeep Pickup aussehen! So könnte der neue Jeep Pickup aussehen!

Jeep-Pickup-Story

 

Den geschichtsträchtigsten Namen und der Urvater aller Geländewagen ist ohne Zweifel der Jeep. Eine wechselhafte Geschichte mit inzwischen doch einigen Besitzern liegt hinter dem Traditionsunternehmen, von Willys über Kaiser, AMC, Chrysler, Daimler-Chrysler bis hin zu aktuell dem FIAT-Konzern kann die Marke aufwarten.

Begonnen hat alles im Jahr 1941, als die US-Army für den 2. Weltkrieg leichte, geländegängige Fahrzeuge brauchte. Mehrere Firmen bewarben sich um den Großauftrag, den Zuschlag bekam letztlich Willys Overland. Die Herkunft des Namens Jeep kann wohl auch nach so vielen Jahrzehnten nicht abschließend geklärt werden, am wahrscheinlichsten hält man die Ableitung einer Comicfigur namens „Eugene, the Jeep“ .

1 Willys PickupWir wollen hier speziell mal die Pickup-Geschichte des Unternehmens beleuchten, denn auch da gab und wird es in nächster Zeit einige Modelle geben. Neben den Kurzen Jeeps der CJ-Serie, die anfangs militärischen Zwecken dienten und erst nach dem Krieg nach und nach zivil genutzt wurden, erkannte man schnell, daß neben den kleinen Geländegängern auch mehr nutzlastorientierte Fahrzeuge mit mehr Platz benötigt wurden! Was lag also näher, als bereits 2 Jahre nach Kriegsende 1947 den Willys Pickup vorzustellen?

Dessen Styling beruht auf dem Willys Station und dem CJ 2 A. Zu haben mit Heck- und Allradantrieb  und einem 3-Gang-Schaltgetriebe kam der Pickup immer 2-türig zu den Kunden. Die Basismotorisierung war der 2,2 Liter Vierzylinder „Go Devil“, wahlweise gab es auch einen 3,7 Liter und einen 3,8 Liter Sechszylinder. Gebaut wurde der Willys Pickup bis 1965.

2 Forward Control FC 150Ab November 1956 stellte man der Kundschaft ein anderes Konzept eines offenen Kastenwagens vor: Den FC 150 und mit längerem Radstand den FC 170. „FC“ bedeutet Forward Control und heißt, die Kabine thront über dem Motor, also ein Frontlenker. Parallel zu den zivilen Modellen gab es auch noch Versionen für die Army. Der FC 170 wurde dem kürzeren FC 150 1957 zur Seite gestellt, bei einer Pritschenlänge von 2,74 m für die interessant, die mehr Wert auf Nutzfläche legten und weniger auf Geländegängigkeit. Interessant, daß diese Forward Controls auch bei Mahindra in Indien hergestellt wurden. Insgesamt ca. 30000 Einheiten wurden produziert, wobei der Erfolg eher mäßig war und kontinuierlich abnahm. Ende 1964 wurde die Produktion schließlich eingestellt.

3 Kaiser PickupNach 1963 war die Firma Willys Overland schon Geschichte, Kaiser hatte nun das Zepter in der Hand. In diesem Zeitraum debütierte der Gladiator, auch J-Serie genannt. Er basiert auf der Wagoneer-Plattform, der geschlossenen Variante und Vorgänger des Cherokees. Mit einer Dana44 – Achse hinten und vorne war er robust genug für Lasten. Auch bei ihm gab es wahlweise wieder verschiedene Radstände, wie in Amerika damals und auch heute noch üblich. Wahlweise käuflich als Fahrgestell mit Fahrerhaus, Pickup im herkömmlichen Sinn mit Pritsche oder auch als Camper. 1971 ließ man den Namen Gladiator wegfallen, er nannte sich jetzt nur noch Jeep-Pickup, z.B. J10 oder J20. Die Militärversionen der Baujahre 67-69 hörten auf den Namen M-715 und M-725.  

4 J 10 PickupMotormäßig wurden nur Benziner verbaut. Basis war ein 3,8 Liter Sechszylinder, desweiteren ein 4,2 Liter Sechszylinder. Ab 1965 dann auch ein AMC 5,4 Liter V8. Von 1968 – 71 wurde ein 5,7 Liter V8 von Buick verbaut, danach werkelten wieder V8-Motoren der American Motors Corporation (AMC) unter der Haube, ein 5,9 Liter und ein 6,6 Liter.

Bekannt wurde der Gladiator / J-Serie durch viele ältere Filme, unter anderem im Zebra-Look bei der TV-Serie „Daktari“ – die älteren werden diese Dschungelserie noch kennen - aus den 60er Jahren, oder vom Marlboro-Abenteuer-Team in knallrot. Der Name „Honcho“ ist eine Ausstattungslinie und kein eigenes Modell. Ab 1975 spendierte man der J-Serie aufgrund gestiegener Komfort-Ansprüche eine ansprechendere Optik mit Chrom und Holzdekoren und einigen zeitgemäßen technischen Features. 1987 wurde die J-Serie eingestellt, der kleinere Jeep Comanche trat in seine Fußstapfen.

5 CJ 8 ScramblerEine Besonderheit unter den Jeep-Pickups möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, nämlich den CJ8, der unter dem Namen „Scrambler“ bekannt wurde. Dabei handelt es sich um einen um 20 cm verlängerten Radstand des beliebten CJ7, durch die einteilige Karosserie kein Pickup im herkömmlichen Sinne. Technisch nahezu identisch mit dem CJ7, konnte man den CJ8 sowohl mit Hard-, als auch mit Softtop kaufen. Erstmals 1981, also zu einer Zeit, wo die Verkaufszahlen des CJ7 schon zurückgingen. Der Überrollbügel ist fest verschraubt, insgesamt wurden an die 30000 Exemplare hergestellt. Diese relativ geringe Zahl sorgt auch heute noch für einen hohen Wiedererkennungswert, unter Sammlern ist der Scrambler sehr beliebt!

Die Motorenpalette ist identisch mit denen aus dem CJ7 dieser Baujahre. Ein 4,2 Liter Reihensechszylinder  mit 120 PS und der 5,0 Liter V8 liefern zwar guten Sound, aber eher magere Fahrleistungen. Eine Fünfgang-Automatik oder wahlweise eine 3-Gang-Automatik sortieren die Gänge. Viele Fahrzeuge der CJ-Baureihe sind aufgrund der eher bescheidenen Fahrleistungen umgerüstet auf stärkere Chevrolet-V8-Motoren. Die Verkäufe gingen immer weiter zurück, so daß der letzte dann 1985 vom Band rollte, ein Jahr vor Einstellung seines geschlossenes Bruders, dem CJ7. Heute sind die seltenen Scrambler Liebhaberfahrzeuge, dementsprechend hohe Preise werden für gut erhaltene Exemplare aufgerufen.

6 Jeep ComancheNach der Einstellung der größeren Cherokee / Wagoneer – Baureihe debütierte der kleinere Cherokee XJ, der sich von Anfang an blendend verkaufte. Klar, daß es davon auch einen Pickup geben sollte, intern MJ genannt. 1986 war es soweit: Mit 2 verschiedenen Ladeflächenlängen stand der neue Comanche – Pickup in den Schauräumen der Jeep-Händler. Bis zur B-Säule eigentlich identisch mit dem geschlossenen Cherokee XJ, blieb der Comanche sowohl mit kurzer als auch mit längerer Ladefläche unter einer Gesamtlänge von 5 m. Spätere Modelle waren auch mit dem Selec-Trac-Allrad erhältlich. Erhältlich mit einem 2,1 Liter Diesel aus dem Hause Renault oder einem 2,5 Liter Benziner, konnte man ihn auch mit dem 2,8 Liter V6 aus den frühen Chevy s10 – Modellen bekommen. Der beliebteste Motor, auch bei den Exemplaren, die den Weg zu uns fanden, war aber der bekannte 4,0 Liter „Inline Six“, der auch im Wrangler zu haben war und im Cherokee XJ, kombinierbar mit Automatik oder Schaltgetriebe. Es gab zu den zwei Ladeflächenlängen auch verschiedene Ausstattungslinien, wie den „Pioneer“, den „Chief“ oder den „Laredo“. 1992 endete mit rückläufigen Verkaufszahlen die Geschichte des Comanche.  

7 AEV Brute Umbau aus Wrangler UnlimitedUnd damit war es lange still um Jeep und seine Pickups. Nach einigen Studien wollte Jeep immer mal wieder zeigen, daß das Interesse, einen Pickup auf den Markt zu bringen, nicht gänzlich erloschen war. Die Fa. American Expedition Vehicles (AEV) brachte einen Umbausatz auf den Markt, basierend auf dem viertürigen Wrangler Unlimited. Damit wird der geschlossene 4-Türer zum Doppelkabiner-Pickup. Auf der Messe in Bad Kissingen stand vor ein paar Jahren am Jeep-Stand ein Wrangler als Pickup. Studien beschäftigten sich mit Umbauten, auf Basis des Wrangler, z.B. die J12 – Studie mit Technik des Wranglers und der Front des alten Gladiators aus den 60er Jahren. Ein paar Einzelstücke gibt es davon, Jeep-Tuner ORZ hatte letztes Jahr auf der Messe so einen zur Schau gestellt. Auch aus dem Renegade hat man kurzerhand einen Single-Cab-Pickup gemacht und ihn in Anlehnung an den letzten offiziellen Pickup Comanche genannt. Zur Serienproduktion schaffte es leider keine dieser teils wunderschönen und sehr interessanten Studien!

8 2018 2019 Jeep Wrangler Pickup JTSeit ein paar Jahren verdichten sich jedoch in der Szene die Gerüchte, daß Jeep wieder offiziell an einem Pickup arbeitet. Basierend auf der nächsten Wrangler-Generation, die noch dieses Jahr die Kundschaft erreicht, wird aus dem viertürigen Wrangler Unlimited ein Doppelkabiner Pickup (JT) mit langem Radstand und anständiger Ladefläche. Der soll 2019 auch nach Deutschland kommen. Motorseitig bleibt es beim bewährten 3,6 Liter PentaStar V6, der nochmals überarbeitet wurde. Ihm zur Seite gestellt wird ein 2.0 Liter Benziner. Wie bis jetzt nachzulesen ist, kommt wahrscheinlich nur der 2.0 Liter als einzige Motorisierung zu uns. Man darf gespannt sein, denn immerhin gab es seit fast 30 Jahren nach Einstellung des Comanche keinen offiziellen Pickup mehr aus dem Hause Jeep! Wie er letztlich aussieht, kann man derzeit nur vermuten. Ungetarnte Bilder gibt es noch nicht. Als Jeep- und Pickupfan bin ich natürlich auch persönlich sehr gespannt, was Jeep da so aus dem Ärmel zaubert! Ich hoffe, ich konnte die wechselvolle Jeep-Pickup-Geschichte ein wenig beleuchten. Ich freue mich jedenfalls, daß nach der langen Zeit wieder ein Pickup, der den Traditionsnamen trägt, die Markenvielfalt bereichert! Als Umbau-Objekt wird der neue JT wohl nicht weniger begehrt sein als alle bisherigen Wrangler! (Autor: Redneck)

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