Donnerstag, 11 März 2021 18:49

Ranger Wandlung ein Erfahrungsbericht

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Im Laufe der Jahre erlebt man mit einem Pickup ja so das eine oder andere kleine Abenteuer. Irgendwie muss man anscheinend alles mal miterlebt haben – nicht nur die angenehmen Dinge wie den Spaß mit diesen Fahrzeugen, die Touren, die Alltagserlebnisse, nein, wohl auch mal die negativen Sachen. Ich möchte euch mal von einer Geschichte erzählen, die nicht jeder erlebt und auch nicht jeder unbedingt braucht – die aber halt auch mal passieren kann, so wie mit jedem anderen Fahrzeug auch.

2 albanien 1Eine eher unangenehme Sache ist eine Rückabwicklung, besser bekannt unter dem Namen Fahrzeugwandlung. Als ich vor zwei Jahren meinen ersten Ranger in Empfang genommen habe, war die Freude groß. Hübsch zurecht gemacht, ein grauer Wildtrak mit 3.2 Liter, Automatik und als ExtraCab. Höher mit 285ern und allerlei sonstigem Zubehör, bereits so umgebaut und mit Tageszulassung. Über den Preis der Inzahlungnahme meines Hilux wurden wir uns schnell einig, so dass ich in großer Erwartung vom Hof gerollt bin. Eine erste Urlaubstour nach Südtirol meisterte er mit Bravour, auch im Alltag war ich mehr als überrascht von Motor und all dem Komfort. Da ich ja öfter mal die Gelegenheit nutze, unter dem Hardtop zu schlafen und mir der Pickup auf Touren quasi als rollendes Hotelzimmer dient, war klar, dass ich ihm wieder ein Hardtop aufsetzen würde. Das formschöne ARB ist praktisch und robust und wurde von der Fa. Taubenreuther fachmännisch montiert.

3 albanien 2Ein paar Monate später ging es zusammen mit einigen langjährigen Pickup – Kumpels wieder mal auf Tour, der Balkan sollte unser Ziel sein. Ein Traum von mir, mal Länder wie Kroatien, Bosnien, Montenegro und Albanien zu bereisen. Und zwar abseits der Autobahnen mit einem größtmöglichen Pisten-Anteil. Eine Tour davon ist unter Allrad-Fahrern sehr bekannt und führt ins Teth-Tal mit einer grandiosen Landschaft und wirklich derben Pisten. Irgendwo inmitten dieser tollen Berglandschaft beginnt das Dilemma, plötzlich fängt das Batteriesymbol an zu leuchten, dazu eine Fehlermeldung im Display „Batteriemanagement Service“. Toll, mitten im Nirgendwo wünscht man sich doch genau diesen Fehler! Der Motor läuft, ein Mitreisender stöpselt mal schnell ein Diagnosegerät an. Das zeigt zwar einen allgemeinen Fehler, aber um es genau zu wissen, braucht man ein Ford-Diagnosegerät, haben wir natürlich nicht. Die Batteriespannung ist ab jetzt dauerhaft zu niedrig, reicht aber aus, um weiterzufahren. Auch die Lichtmaschine lädt anscheinend noch, nach jedem Start erscheint die Fehlermeldung im Cockpit, die sich aber wegdrücken lässt. Ganz im Gegensatz zum Batteriesymbol, das die restliche Tour zuverlässig weiterleuchtet, in feinstem rot. Kurzum, er schafft die Tour, ohne stehenzubleiben und wir erreichen eine Woche später wieder wohlbehalten die Oberpfalz. Natürlich schaue ich gleich am nächsten Werktag beim Händler vorbei, der sich der Sache annehmen will.

4 batterie mangement problem 1Sowohl der Freundliche als auch ich sind der Meinung, dieser Fehler könnte mit einer Löschung behoben werden. Leider erweist sich das als Trugschluss! Ab nun steht mein Ranger öfter mal beim Händler, einige erfolglose Reparaturversuche mit Tausch von Lichtmaschine, Batterie, Motorsteuergerät und einigen anderen Sachen lassen sowohl mich als auch den Händler schier verzweifeln! Irgendwie möchte ich den schönen Ranger weiterfahren, genauso wie dem Meister langsam graue Haare wachsen, wenn ich wieder auf den Hof rolle! Sie nehmen sich Zeit, messen, wechseln, verfolgen Kabel, suchen lose Verbindungen. Alles ohne dauerhaften Erfolg. Das zehrt natürlich auf beiden Seiten an den Nerven. Nach wieder einem erfolglosen Versuch, bei dem das Batteriesymbol immerhin fast eine Woche erloschen war, kommt es leider doch wieder. Fast habe ich mich nach einigen tausend Kilometern schon dran gewöhnt, jedesmal die Fehlermeldung wegzudrücken!

Eine Lösung musste her. Ich setze mich mit dem Verkäufer zusammen, auch der Verkaufsleiter ist extra angereist. Zum ersten Mal nehme ich das Wort Wandlung in den Mund, letztlich sehen sie und ich ein, dass der Fehler wohl nicht behoben werden kann und eine Lösung her muss – denn irgendwann muss der Pickup zum TÜV, und so gibt´s auf jeden Fall keine Plakette! Bei einem Kaffee in entspannter Atmosphäre sprechen wir über die weitere Vorgehensweise.

6 ranger neu und altWas passiert bei einer Rückabwicklung oder Wandlung? Um sich mal darauf einzustimmen, was auf einen zukommt, kann man diese beiden Begriffe mal googeln und landet auf Seiten, die einem schon viel über die Vorgehensweise verraten. Das habe ich natürlich auch getan. Grundsätzlich kann die Wandlung nur bei dem Händler stattfinden, bei dem man das Auto gekauft hat, in meinem Fall bei MGS in der Filiale in Weiden. Ford ist zwar der Hersteller, aber der Kaufvertrag kommt nicht mit Ford selbst, sondern mit dem Händler zustande, bei dem man den Pickup erworben hat. Die Voraussetzung dafür ist ein Fehler, der auch nach einem Reparaturversuch und zwei weiteren erfolglosen Reparaturversuchen nicht beseitigt werden kann. Diese Fehler können ja verschiedenster Natur sein, kann man auch genau nachlesen, bei welchen Fehlern man die Voraussetzung einer Wandlung erfüllt. Das weitere Vorgehen hängt viel von von der Kooperationsbereitschaft von Verkäufer und Käufer ab. Gibt er sich unkooperativ und möchte das Fahrzeug nicht zurücknehmen, kann man natürlich einen Anwalt einschalten, der Fall wird dann so zeitnah wie möglich vor Gericht verhandelt. Zeitnah versucht man deswegen, weil ja viele auf ihr Fahrzeug angewiesen sind. Die Voraussetzungen für die Rückabwicklung werden genau geprüft, letztlich geht das Urteil mal zugunsten des Händlers, mal zugunsten des Käufers aus. Im letzten Fall muss der Händler das Fahrzeug zurücknehmen und den Zeitwert erstatten.

Die nächste Frage, die sich stellt: Möchte man das Fahrzeug zurückgeben und ein gleichwertiges Ersatzfahrzeug nehmen, oder kehrt man dieser Marke und dem Händler den Rücken und läßt sich lieber den Zeitwert auszahlen, um ein anderes Fahrzeug zu kaufen? Wie man den Zeitwert ausrechnet, kann man im Internet nachlesen, es gibt genug Seiten, die sich damit befassen. Natürlich ist klar, dass man nach einem Jahr Nutzung und evtl. vielen gefahrenen Kilometern nicht mehr den Neupreis erstattet bekommt. Ist der Händler hier nicht kooperativ oder beide Seiten kommen zu keiner Einigung, bleibt einem der Gang zum Anwalt wohl nicht erspart.

7 abholung ranger nr2In meinem Fall habe ich mich entschieden, noch mal den gleichen Ranger zu nehmen, vorausgesetzt, man einigt sich gütlich und zur beiderseitigen Zufriedenheit. Und hier muss ich das Autohaus MGS wirklich lobend erwähnen, denn das sehr angenehme Gespräch zeigt mir schnell, dass Kundenzufriedenheit im Vordergrund steht und man schon bemüht ist, dass der Kunde weiterhin der Marke treu bleibt. Sie präsentieren mir die sogenannte Nutzungsrechnung, was mein Ranger abzüglich des Alters und der gefahrenen Kilometer noch wert ist. Die Rechnung ist fair, das Ergebnis Kaufpreis abzüglich der Nutzung der Wert, auf den ich auch gekommen war. Da dieses Autohaus immer viele Ranger vorrätig hat, nehme ich wieder einen grauen ExtraCab mit Automatik in der Wildtrak-Ausstattung. Etwas Aufpreis muss ich leider trotzdem noch bezahlen, da aufgrund einem Facelift nur noch neue Modelle verfügbar sind, die aber höherwertig sind mit einigen kleinen Änderungen, aber noch mit dem 3.2 Liter erhältlich sind. Genau so einer steht vorrätig auf Lager, nach dem Gespräch fahren wir ins nicht weit entfernte Lager und ich kann meinen zukünftigen Ranger in Augenschein nehmen.

9 aktueller zustandDa ich den Pickup ja mit allerlei Umbauten gekauft habe, wird auch der Nachfolger wieder genauso umgebaut. Aufgrund momentan fehlender Kapazitäten in der Filiale wird der zukünftige bei Hurter-Offroad umgebaut, Andi Hurter hat schon viele Ranger für MGS umgebaut. Das passt natürlich perfekt, da Andi mir schon vorher 2 Pickups umgebaut hat und man dort gut aufgehoben ist. Also wird der neue Huckepack nach Leutkirch ins Allgäu transportiert. Wir haben das große Glück, dass Andi meinen Umbau dazwischenschieben kann, und so kann ich mit meiner Frau bereits zwei Wochen später den neuen direkt bei Hurter-Offroad abholen. Das nutzen wir gleich zu einem gemeinsamen Abendessen und am nächsten Tag geht´s mit dem Facelift-Ranger zurück in die Oberpfalz. Dort wird dann von MGS noch das Mountain-Top-Rollo demontiert und er trägt nun wieder das Hardtop, das ja problemlos umgebaut werden kann.

Letztlich hat das natürlich alles einiges an Zeit in Anspruch genommen, viele Besuche beim Händler, die Kaffeemaschine kann ich mittlerweile dort mindestens genauso gut bedienen wie die Angestellten. Mit Herrn Schlenk, dem Nutzfahrzeugverkäufer der Weidener Filiale, habe ich genauso wie mittlerweile zu allen dortigen Mitarbeitern ein sehr gutes Verhältnis. Er hat mir bei allen Fragen und Problemen immer kompetent weitergeholfen und so haben wir die Wandlung letztlich entspannt und vor allem ohne Anwalt hinbekommen und können auch jetzt noch einen Kaffee zusammen trinken. Da hatte ich Glück, denn es gibt natürlich auch genug Fälle, in denen es ganz anders ausgeht! Mir war von Anfang an klar, dass ich wieder einen Ranger nehme, solange die Wandlung friedlich abläuft. Entscheidet die Sache ein Richter, möchte man natürlich keinen Fuß mehr in dieses Autohaus setzen. In diesem Fall hätte ich den Restwert genommen und würde jetzt wieder eine andere Pickup-Marke fahren!

8 winter einsatzDas Ganze ist jetzt über ein Jahr her. Der aktuelle Ranger läuft bis jetzt fehlerfrei und macht wirklich Spaß – während mal am Anfang immer noch irgendwie auf ein leuchtendes Fehlersymbol wartete, denke ich nach einem Jahr nicht mehr dran. Ich klopfe da mal auf Holz, damit das auch so bleibt! Ein Wort noch zum alten Ranger: Der stand längere Zeit auf dem Hof, keiner wußte so recht, was tun damit? Ford nimmt den Wagen nicht zurück, hat kein Interesse daran. Also bleibt so ein Wandlungsauto Eigentum des Händlers. Irgendwann in der Lockdown-Zeit nahm sich einer der Meister noch mal des Problems an, nach mehreren Tagen intensiver Suche wurde der Fehler dann tatsächlich gefunden: Ein paar Kabel und ein Stecker in minderwertiger Qualität, noch dazu an einer schwer zugänglichen Stelle, führten zu dem Defekt. Letztlich eine Kleinigkeit, aber eben fast unmöglich zu finden! Einen Vorwurf mache ich da keinem derjenigen, die an den Reparaturversuchen beteiligt waren – warum auch? Der Ranger läuft nun wieder, der Nachbesitzer hat sogar Kontakt mit mir aufgenommen. Mittlerweile ist er nun schon fast ein dreiviertel Jahr in seinem Besitz, der Fehler ist nie wieder aufgetreten!

So hat diese Wandlungs-Geschichte letztlich doch noch irgendwie ein Happy-End. Es ist zwar eine Erfahrung, die nicht jeder macht und die man auch nicht jedem wünscht, aber ich versuche es positiv zu sehen und habe daraus auch eine Menge gelernt. Wichtig war und ist mir ein gutes Verhältnis zum Händler, und daran hat sich nichts geändert! Mit ein paar zusätzlichen kleinen Umbauten ist der Facelift-Ranger auch dank ein paar positiven werksseitigen Verbesserungen auf jeden Fall ein mehr als gleichwertiger Ersatz und natürlich hofft man, dass man noch ein paar schöne Touren und Erlebnisse zusammen haben wird!  (Autor: Jürgen Krauß)

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